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Matthias Schrappe
Lesen
Der Jäger von James Salter, Berlin Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-8270-1235-7 und Alles was ist von James Salter, Berlin Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-8333-0982-3 (28.03.2016) So rächt es sich, wenn man die Leseliste nicht ajour hält: die James Salter-Euphorie ist schon ein bisschen vorbei. Es war Sommer 2015, als Salter starb, damals waren es zwei seiner Romane, die Furore machten: The Hunters (Jäger) und All that Is (Alles was ist). Zwei Romane, die unterschiedlicher nicht sein können, und dann war da noch die Besonderheit, dass ihr Erscheinungsdatum fast 60 Jahre auseinander lag: 1957 und 2013. Der erste Roman arbeitet den Korea-Krieg auf, an dem der Autor als Flieger-Pilot teilnahm, und der zweite ... ist ein “richtiger Roman” könnte man sagen, ein richtiger Lebensroman. Der erste Roman handelt von einer Person und ihrem Gegner im Luftkampf, kommt fast monoman daher, aber der zweite Roman ist kaum zu schaffen ohne ein penibel geführtes Personen- und Ortsregister, so vielschichtig und facettenreich wird die Lebensgeschichte von Philip Bowman erzählt. Dabei liegt die sprachliche Brillanz in beiden Romanen auf gleichem Niveau: treffend, mitreißend, einfach toll. Die Einsamkeit im Jagdflieger und das kalte Warten im Krieg wird mit gleicher Präzision geschildert wie das gesellschaftliche Leben in New York am Ende des 20. Jahrhunderts (aber auch hier seinen Anfang nehmend im Krieg, in diesem Fall zur See). Das Verschwinden des Individuums, die Selbstaufgabe ist jedoch das durchgängige Thema, das Verschwinden anhand der militärischen Konvention genauso wie das Verschwinden in der gesellschaftlichen Konvention, dem Beruf und der Liebe. Aber natürlich gibt es Entwicklung: der erste Roman spielt in einer reinen Männerkulisse - es taucht an keiner Stelle eine Frau auf -, im zweiten Roman dagegen wird das Leben der Hauptfigur ganz nach seinen Liebesbeziehungen erzählt. Aber es sind keine Männerbücher, sondern Bücher über das Leben, distanziert fast, berichtend, unvoreingenommen, so wie sich die Dinge darstellen, alles was ist eben. Wenn man also dem Freund oder der Freundin etwas zu einem runderen Geburtstag mitbringen möchte, ein Buch und die Blumen nicht reichen mögen - dann tuns vielleicht die beiden Bücher zusammen. Und beim Lesen, das wäre die Empfehlung, halte man sich an die Zeitachse. Wunderbar.
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